16.7.2021

Handy will gelernt sein, aber wie?

Ein bisschen Kontrolle und ganz viel Miteinander: Diese Tipps und Tools helfen Kindern bei ihren ersten Schritten mit dem Smartphone.

Mal ehrlich: Wie geht es Euch, wenn Ihr aus Versehen das Handy zu Hause vergessen habt? Ich muss gestehen: Bin ich ohne Handy unterwegs, so kann sich das manchmal herrlich befreiend anfühlen. Viel häufiger kommt es aber vor, dass die Zeit ohne mobilen Begleiter zur Belastung wird. Es fehlt etwas. Und was ist, wenn ich gerade jetzt einen wichtigen Anruf verpasse? Es kann nämlich auch in Stress ausarten, das kleine Teil nicht bei sich zu haben.

Ja, ohne Handy zu sein, ist in unserer immer mobileren und digitaleren Welt als ob man ein wichtiges Werkzeug vergessen hat. Dennoch oder gerade deshalb müssen Kinder und Jugendliche den Umgang mit den kleinen Alleskönnern bewusst lernen – und wir müssen sie bei ihren ersten Schritten auf dem Handy-Parkett vertrauensvoll begleiten.

 

Unsere Generation ist größtenteils noch nicht mit Handy aufgewachsen, daher fällt es manchmal schwer zu ermessen, was und wie der Handyumgang gelehrt werden sollte. Ein paar Zahlen zeigen, warum dieses Thema so wichtig ist und auch mir am Herzen liegt: Mehr als 6 Prozent der 6- bis 7-jährigen Kinder in Deutschland besitzen demnach bereit sein eigenes Smartphone.  Bei den 8- bis 9-Jährigen sind es 33 Prozent, bei den 10- bis 11-Jährigen 75 Prozent. Stattliche 95 Prozent sind es dann bei den 12- bis 13-Jährigen!

Eltern können Kindern den Umgang mit dem Smartphone erleichtern und verantwortungsvolles Handeln lehren.

 

So sehr ich mich dafür einsetze, dass diese Kinder einen sinnvollen und durchdachten Umgang mit digitalen Medien lernen, so sehr ist mir auch bewusst, dass es ein gewisses Maß an Kontrolle geben muss. Ich habe daher die folgenden drei Top Tipps zusammengestellt. Diese Mischung aus Ratschlägen und nützlichen Tools ist zentrale Grundlage in Sachen Handy-Erziehung: Es geht um Kommunikation, Datenschutz und Kontrolle.   

1.     Können wir uns mal unterhalten?

Das A und O ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, Lehrern und Schülern. Deshalb stehen Gespräche am Anfang jeder Bemühung diesbezüglich. Ich denke, es ist wirklich wichtig, gemeinsame Regeln zu besprechen, aufzusetzen und beispielsweise schriftlich festzulegen, wann, wo und wie lange ein Smartphone genutzt werden darf, wann aber auch nicht. Ein Beispiel: Am Mittags-oder Abendtisch und kurz vor dem Schlafengehen gehört das Gerät ausgeschaltet. Laden des Gerätes am besten in deiner Nähe und raus aus dem Kinderzimmer!  Zum einen behindern die Geräte wertvolle Familiengespräche. Zum anderen haben Studien festgestellt, dass das helle Licht der Bildschirme das Hormon Melatonin unterdrücken und so Schlaf-und Wachphasen beeinträchtigen kann. Es ist ratsam, mit den Kindern zu besprechen, warum es Zeitbegrenzungen gibt und welche Gefahren mit dem Handy einhergehen können – vom Datenklau bis zu teuren In-App-Käufen oder Cybergrooming. Außerdem sollte über mögliche Kosten für Gespräche und Messages sowie Datenvolumen, Apps oder Klingeltöne gesprochen werden.

 

2.     Wie steht’s um den Datenschutz?

Vielen Kindern (selbst uns Erwachsenen oft) ist nicht klar, welch mächtige Datenkrallen sie in ihren Taschen mit sich herumtragen. Deshalb sind Gespräche über Datenschutz, private Informationen und Schutzmechanismen immens wichtig. Passwörter, PIN-Nummern und Verschlüsselung können ungewollte Zugriffe auf Informationen unterbinden.Ich bin außerdem dafür, den Ortungsdienst des Handys auszuschalten, damit Apps den Standort des Gerätes nicht herausfinden und weitergeben können. Passwörter sollten immer mal wieder geändert, das Herunterladen von Apps oder die Anmeldung auf irgendwelchen Seiten sollte, wenn überhaupt, nur in Anwesenheit der Eltern und in Absprache stattfinden. Für schon etwas ältere Kinder und uns selbst hier noch ein wichtiger Hinweis: m dem Thema „Cookie-Wahnsinn“ entgegenzutreten, einfach jeden Tag, oder alle 2 Tage den kompletten Webverlauf löschen. Damit werden auch alle Cookies gelöscht, denen man zwischenzeitlich zähneknirschend zustimmt.( Cookies löschen für Android und für IOS)

 

3.    Welche Beschränkungen darf es geben?

Begleitung und Gespräche sind gut und wichtig. Ab und zu benötigen Kinder aber auch Kontrolle, vor allem wenn sie noch recht jung sind und erst seit kurzem ein Handy besitzen. Dazu gehört etwa, dass  Drittanbieter beim Netzbetreiber gesperrt werden. Bei der Telekom geht das über die Servicenummer 2202, bei Vodafone ist es die 1212, bei O2 die 55222. So lassen sich Kostenfallen etwa durch den Download einer App oder den Abschluss eines Abos verhindern. Hinzu kommt, dass Tools wie GPS, W-LAN oder Bluetooth immer ausgeschaltet werden, wenn sie nicht unbedingt gebraucht werden –beispielsweise, um die Hausaufgaben erledigen zu können. Gut ist es, wenn Eltern ihren Kindern die Geräte zu Beginn ganz genau erklären und einiges gemeinsam ausprobieren. Richtig gut in de ich auch Hilfswerkzeuge wie Google Family Link, Kaspersky Safe Kids oder Norton Family.  Bei Apple ist die Kinder­schutz­funk­tion Teil des Betriebs­systems iOS. Google bietet mit der Gratis-App Family Link eine Möglichkeit, Zeiten festzulegen, Geräte zu steuern und zu orten. Hier bei erhalten die Kinder die App auf ihr Handy, ihre Eltern eine spezielle Version auf ihr Smartphone, mit der sie die Family Link-App und das Konto ihrer Kinder überwachen können. Das gelingt auch via Rechner oder Laptop. Einzige Bedingung:ein Google-Konto. Diese nützliche App unterbindet außerdem ungewollte Inhalte und Einkäufe.

Natürlich gibt es viele weitere Regeln und Tipps, die den Einstieg in die Welt der Smartphones und Handys erleichtern. Eine gelungene Auflistung sind die „Goldenen Regeln“ der Initiative „Schau hin!“.

Was meint ihr: Wie viel Vertrauen ist gut, wie viel Kontrolle notwendig?

 

Ich freue mich auf Eure Einschätzung!

Yours, Stephanie