20.6.2021

No Hate, Please!

Vergiftete Sprache und Anfeindungen im Netz sind keine Bagatelle. Wir müssen gemeinsam gegen „Hate Speech“ vorgehen und unsere Kinder sensibilisieren!

„Der größte Hass ist wie die größte Tugend und der schlimmste Hund: still!“ Vor einigen Tagen bin ich auf dieses Zitat des deutschen Schriftstellers Jean Paul gestoßen und musste nachdenken: Wie kommt es eigentlich, dass so viele Menschen ihren Unmut, ja Hass in alle Welt hinausposaunen – und zwar alles andere als still? Wieso beleidigen, diffamieren und verletzen so viele im Netz, auf Instagram, Facebook oder Twitter? Warum hetzen sie, wenn es doch so viel Wichtigeres, Schöneres und Positiveres zu tun und sagen gäbe?

Respekt im realen Leben und im Netz

Das Phänomen „HateSpeech“ beschäftigt mich seit vielen Jahren, weil ich persönlich schon viel HateSpeech und Shit-Storms durchlebt habe und auch weil die USA, digital uns um vielen Längen voraus und mein zu Hause der vergangenen 10 Jahre, ein wirklich großes Problem mit diesem Thema haben. Aber gerade deshalb, aus dieser Erfahrung heraus, bin ich umso überzeugter, dass wir unseren Kindern nicht nur im „realen Leben“ sondern auch in den sozialen Medien beibringen müssen, anderen freundlich und respektvoll zu begegnen – für eine digitale Zukunft, in der „HateSpeech“ keinen Platz hat!

Scheinbare Anonymität

Manchmal kommt es mir so vor, als seien wir hier in Sachen Internetkompetenz alle noch kleine Kinder, die vieles zu lernen haben. Und dazu gehört eben auch: Wenn mir die Meinung, Position oder das Aussehen eines anderen nicht passen, dann bedeutet das noch lange nicht, dass ich mein Missfallen im Netz mit aller Welt teilen muss und hierbei auch noch alle Regeln des Anstands mit Füßen trete. Die (scheinbare) Anonymität im Internet sorgt dafür, dass sich so mancher Dinge herausnimmt, die er seinem Gegenüber im wahren Leben (hoffentlich!) niemals an den Kopf knallen würde.

Was sollten wir unseren Kindern also mit auf den Weg geben, damit Hate Speech keine Chance hat?

Das Aktionsbündnis Brandenburg hat eine, wie ich finde, gute Tipps-Liste zusammengetragen. Sina Laubenstein vom No Hate Speech Movement Deutschland empfiehlt in ihrem Beitrag:

1. Deckt Fake News auf! Wir alle kennen das: Im Netz wird nur zu gerne mit Behauptungen um sich geschmissen, die jeder Grundlage entbehren. Hier ist es sinnvoll, den Hatern den Wind aus den Segeln zu nehmen, und Gegenargumente oder Quellen anzuführen.

2. Nehmt Anteil! Zeigt Euch solidarisch mit von Hate Speech-Betroffenen. Dazu gehört, ruhig einmal Partei zu ergreifen, sodass sich Betroffene nicht im Stich gelassen fühlen.

3. Meldet Euch! Eure Kommentare müssen literarisch nicht perfekt oder gar ausgefeilt sein. Die Haltung ist viel, viel wichtiger.

4. Punktet mit Humor! Manchmal kann ein lustiges Bild oder ein lockerer Spruch einer Diskussion die Spannung nehmen und Hass in ein Lachen verwandeln – im Idealfall. Auf dieser Seite finden sich ein paar kreative und smarte Kontertipps gegen Hate Speech.

5. Achtet auf Sicherheit! Sorgt dafür, dass Eure Daten und Passwörter stets sicher sind. Dazu gehört etwa Zwei-Faktor-Authentifizierung, also beispielsweise ein Passwort nebst Code, der ans eigene Handy geschickt wird.

6. Meldet Hetze! Kommentare, die strafrechtlich relevant sind, dürfen und sollten durchaus gemeldet werden – entweder dem Seitenbetreiber oder sogar per Strafanzeige. Denn auch wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung ein hohes Gut ist: Geht es um Menschenwürde, Persönlichkeitsrechte oder Beleidigungen, könnt Ihr rechtlich dagegen vorgehen. Das gilt auch, wenn das Strafrecht oder das Jugendschutzgesetz betroffen sind. Eine Anlaufstelle diesbezüglich ist etwa die Meldestelle respect! des Demokratiezentrums Baden-Württemberg.

No Hate Speech Movement

Ich finde, diese Tipps sind extrem wichtig, um Hate Speech keinen weiteren Zulauf zu bieten und auch unsere Kinder für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Bei weiteren Fragen empfehle ich gerne die Seite des No Hate Speech Movements Deutschland. Hier finden sich viele weitere Hinweise, aber auch die Möglichkeit Kontakt aufzunehmen.

Noch eine Seite, die einen Besuch lohnt, sind die Hate-Speech-Materialien der Klick-Safe-Initiative. In der Klicksafe-Videoserie #lauteralshass berichten die Macherinnen und Macher verschiedener YouTube-Channels beispielsweise, wie sie persönlich mit Hasskommentaren umgehen.

Ich denke, das sind gute Ansätze, um mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, oder wie seht Ihr das? Sollten die Themen HateSpeech, Bullying und Shaming nicht auch Teil der digitalen Ausbildung in der Schule sein?

Wie immer freue ich mich von euch zu hören, bis bald, eure S