30.11.2021

Squid Game, Streaming-Dienste und Co. Parenting urgently needed!

 Gefahr aus der Flimmerkiste? Worauf in Sachen Video-Streaming vermehrt zu achten ist.

 

Habt Ihr  Squid Game gesehen?  Selbst wer die Netflix-Serie (noch) nicht kennt, kommt an den hunderten Schlagzeilen, Tweets, Posts und Videos zum Quotenhit nicht vorbei. Mit 111 Millionen Zugriffen im ersten Monat stellt die südkoreanische Serie alle bisherigen Rekordmeldungen auf diesem Gebiet in den Schatten. Damit nicht genug: Netflix rechnet außerdem mit Gewinnen von 900 Millionen Dollar, die das extrem brutale und gewaltverherrlichende Serienspektakel in die Kassen spülen soll.

 

Soweit die Erfolgsgeschichte. Was bei all diesen „Immer-weiter-immer-höher-immer-krasser“-Geschichten nämlich nicht vergessen werden sollte: Millionen von Kindern und Jugendlichen nehmen sich die Spiele der Serie als Vorbild – egal, ob sie überhaupt je eine einzige Folge gesehen haben oder sie nur vom Hörensagen kennen. Und während auf dem Bildschirm, Verlierer beim Tauziehen, Fang- oder Keksspiel kaltblütig ermordet werden, wartet auf die Spielverlierer in Kindergarten oder Schule eine Tracht Prügel oder übelste Beleidigungen. Medienexperten und Pädagogen warnen daher vollkommen zu Recht in den verschiedensten Kanälen vor den Gefahren der Squid-Game-Euphorie, und wieder einmal gibt es einen bösen Medienhype, den sich scheinbar niemand erklären kann, und bei dem viele fragen: „Aber warum dürfen die lieben Kleinen das denn überhaupt anschauen?“ Na, weil keiner so genau darauf achtet!

 

Aus Interesse habe ich mir drei Folgen von Squid Game angesehen. Und ich muss sagen: Ich war schockiert über die enorme Brutalität dieser Serie. Bei der FSK wurde die Serie nie zur Prüfung vorgelegt, denn dies geschieht für Online-Dienste freiwillig. Netflix hat eine eigene Klassifizierung vorgenommen, und diese liegt bei 16 Jahren. Meines Erachtens wären 18 Jahre angemessener, aber bitte.

So viel Spaß hat man gemeinsam vor Squid Game wohl eher nicht.

Und dennoch dieses vorweg: Ich glaube nicht, dass die Kinder, die in der Pause „Rotes Licht, Grünes Licht“ – das funktioniert so ähnlich wie „1,2,3, Berliner Schritt“ oder „Ochsenberger,1,2,3“– spielen, um anschließend den Verlierer fertig zu machen, wirklich alle Netflix-Junkies sind. Oder Eltern haben, die sich abends eine Folge nach der anderen mit dem Nachwuchs quasi zum Dessert anschauen. Ich glaube auch nicht, dass dieser Trend in irgendeiner Art und Weise einmalig oder einzigartig ist. Nein, es wird immer wieder Filme, Serien, Lieder, Spiele oder ähnliches geben, die für einen derartigen Hype sorgen, und über den die Experten den Untergang des Abendlandes vorhersagen. Was sich vielleicht ändert, ist, dass unsere Gesellschaft immer schneller wird, es Unmengen an verschiedenen Kanälen gibt, über die Neuigkeiten verbreitet werden.

 

Erinnert sich noch jemand an die Diskussionen über das Spiel Counter-Strike? Die Stephen-King-Verfilmung „Es“? Das Lied „Skandal im Sperrbezirk“, das in den 80ern in bayerischen Radiosendern nicht gespielt wurde, heute jedoch in keinem Bierzelt fehlt? Ich möchte die Gefahren für Kinder und Jugendliche von Inhalten, die sich nicht für sie eignen, an dieser Stelle auf gar keinen Fall verharmlosen. Was ich aber anführen möchte, ist: Es wird immer wieder derartige Phänomene geben. Es bringt nichts, Filme, Spiele und Co. per se zu verdammen und zu verbieten. Stattdessen ist es viel, viel wichtiger, mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, die Faszination zu ergründen, eventuell zu entkräften und Alternativen aufzuzeigen.

 

Ich habe hier einmal ein paar Tipps zusammengefasst, die mir sehr wichtig erscheinen:

Inhalte sollten Freude machen oder bereichern. Nicht zusätzlich den Alltag trüben.

 1.  Beschäftigt Euch mit der Lebenswelt und den Themen Eurer Kids

Nein, wir müssen nicht alles gut finden, was aus den Boxen im Kinderzimmer schallt oder auf den Spielekonsolen gerade angesagt ist. Aber es ist immens wichtig, Interesse zu zeigen, sich vielleicht sogar erklären zu lassen, warum diese Serie gerade so cool oder diese Band so toll ist.

 

2.    Gespräche auf Augenhöhe

Manchmal bleibt im Alltagsstress wenig Zeit für tiefgreifende Gespräche. Sie sind aber das A und O jeder Prävention.Nur wer zuhört und Gesprächsoptionen bietet, wird ernst genommen. Also: ein offenes Ohr und Ratschläge bieten, wenn diese gewünscht sind. Geht ruhig auch auf Gefahren und Probleme ein, die einige Inhalte mit sich bringen mögen.

 

 3.    Ruhig selbst einmal eine Folge ansehen

Egal ob es um Facebook, Instagram oder die Lieblingsserien der Kids geht: Mischt Euch ein, schaut, dass Ihr Bescheid wisst, guckt auch einmal in die Serie rein. Nein, keine Angst, Ihr müsst jetzt nicht jedes neue K-Pop-Album hören oder Binge-Watching zum Abendprogramm erklären. Ein paar Minuten reichen manchmal schon aus, um einen Einblick zu bekommen.

 

4.    Achtet auf Altersangaben

Wir alle kennen die FSK-Angaben. Doch wissen wir wirklich, welcher Film oder welche Serien sich für welche Altersgruppe eignen? Außerdem ist jedes Kind anders: So kann ein Film ab 12 für den einen durchaus okay, für ein anderes Kind aber viel zu komplex oder ungeeignet sein.

 

5.    Sichert Eure Streaming-Plattformen

Manchmal ist die Faszination aber so groß, dass der Nachwuchs trotz aller Warnungen und Gespräche zur Fernbedienung greift und Netflix, Disney+, Amazon Prime und all die anderen Streaming-Plattformen aufruft. Hier ist es gut, den eigenen Account via Code zusichern und diesen auch ab und an zu ändern. Laut aktueller JIM-Studie haben derzeit zwei Drittel der Haushalte mit Kindern ein Smart-TV. Rund drei von vier Familien besitzen außerdem ein Abo für einen Video-on-Demand-Dienst. Hier finden sich Tipps, wie sich diese Plattformen absichern lassen.

 

6.    YouTube und andere Kanäle nicht vergessen

Mit der Absicherung eines Kanals ist es im heutigen Medien-Wirrwarr nicht getan. Die YouTube-App ist gesperrt? Dann rufe ich YouTube eben über den Browser auf. Der Netflix-Account hat einen neuen Code? Aber vielleicht ist der Account bei Omas Fernseher ja noch nicht aktualisiert. Kids finden immer neue Wege zum Verbotenen. Deshalb auch hier: Offen sprechen und immer schön den Überblick behalten!

 

Wie seht Ihr den aktuellen Squid Game-Hype? Stellen derartige Filme eine Gefahr für Kinder dar, oder ist es nur eine kurzlebige Entwicklung, der nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden sollte?

 

 

Ich freue mich auf Eure Meinungen und Anmerkungen,

 

Eure Stephanie